Behandlung von Zwangsspektrumsstörungen
Es gibt verschiedene bewährte Ansätze zur Behandlung von Zwangsspektrumsstörungen, darunter psychotherapeutische und medikamentöse Verfahren. Das Vorgehen wird an die individuelle Situation des Betroffenen angepasst und aufeinander abgestimmt.
Psychotherapeutische Ansätze
Die Vermittlung von Informationen über die Krankheit, deren Entstehung und Behandlung hilft dem Betroffenen seine Symptome besser zu verstehen und erste Schritte in der Bewältigung der Erkrankung zu machen.
Diese Methode beinhaltet die gezielte Konfrontation mit angstauslösenden Reizen, während die übliche Reaktion vermieden wird. Das Vorgehen wird an das jeweilige Störungsbild angepasst:
- Bei den Sammelzwängen geht es darum, Gegenstände nicht anzuschaffen, bzw. wegwerfen zu können.
- Bei der Körperdysmorphen Störung sollen Betroffene lernen, das bisherige Vermeidungsverhalten aufzugeben und soziale Situationen auch ohne vorherige Camouflage aufsuchen zu können. So können sie ihre Befürchtungen bezüglich der Reaktionen der Umwelt überprüfen und die Erfahrung machen, dass die innere Anspannung auch ohne Sicherheitsmassnahmen wieder nachlässt.
- Bei der Hypochondrie werden Betroffene mit angstauslösenden, körperbezogenen Situationen oder Gedanken konfrontiert, ohne die üblichen Vermeidungsstrategien anzuwenden. Dazu gehört auch, das allgemeine Gesundheitsverhalten zu verbessern und die Selbstbeobachtung zu reduzieren.
Das Habit Reversal Training zielt darauf ab, schädliche Gewohnheiten zu erkennen und durch alternative weniger störende Verhaltensweisen zu ersetzen.
- Training der Wahrnehmung für den zeitlichen Ablauf des Problemverhaltens
- Rechtzeitiges Erkennen von Frühwarnzeichen
- Ersatz des Problemverhaltens (z. B.: Haareausreissen) mit konkurrenzierenden, weniger problematischen Verhaltensweisen
(z. B.: die Fäuste ballen oder sich auf die Hände setzen, sobald sich die Hände in Richtung Kopf bewegen) - Systematisches Einüben und Verstärkung des neuen Verhaltens durch positive Konsequenzen
Das Habit Reversal Training hat sich v. a. bei der Trichotillomanie und der Dermatillomanie bewährt.
Kognitive Ansätze fokussieren darauf, dysfunktionale Denkmuster zu identifizieren und zu verändern.
- Abschwächung der Intensität von krankheitsbezogenen Befürchtungen
- Entwicklung von hilfreichen Bewertungen
- Förderung der Bereitschaft, dysfunktionale Verhaltensweisen aufzugeben und sich beispielsweise auf ein Expositionstraining einzulassen.
Schwierigkeiten der Stress- und Emotionsregulation können zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangsspektrumsstörungen beitragen. Das Training hilft diese Schwierigkeiten besser zu überwinden.
Achtsamkeit fördert die Selbstwahrnehmung und hilft den Fokus von den krankheitsbezogenen Ängsten auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. Dies erlaubt die
- Unterbrechung von automatisierten Reiz-Reaktionsmustern
- Nichtbewertende Wahrnehmung des eigenen Erlebens
- Betrachtung der Situation in einem grösseren Kontext
- Anwendung von alternativen Strategien im Umgang mit Stress und Ängsten
- Ausrichtung des Handelns an den eigenen Bedürfnissen und Werten.
Entspannungsverfahren können dazu verhelfen, die Körperwahrnehmung zu verbessern und die allgemeine Grundspannung zu reduzieren.
- Empfohlen werden u. a. die Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training und Yoga
- Positive Effekte auf das allgemeine Wohlbefinden
- Erleichterter Umgang mit Krankheitssymptomen
Medikamentöse Behandlung
Es gibt Hinweise darauf, dass Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) positive Effekte hinsichtlich der Symptomlinderung bei Zwangsspektrumsstörungen zeigen können. Die medikamentöse Behandlung sollte jedoch immer im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans erfolgen und mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.